Meditation hilft bei der Heilung traumatischer Ereignisse

fluechtlingeTäglich sehen wir bedrückende Bilder über die Flüchtlingsströme. Besonders das Schicksal der vielen kleinen Kinder berührt mich tief und bringt weit zurückliegende traumatische Ereignisse aus meiner eigenen Kindheit wieder in das Bewusstsein. Besonders bei meinen morgendlichen Meditationen steigen die Bilder und die damit verbundenen Schmerzen aus meiner Kindheit hoch.

Was habe ich als Kind erlebt

Ich war 3 Jahre als ich im Winter 1944 kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges die Heimat meiner Mutter (Schwarzwald) zusammen mit meiner Schwester verlassen musste. Dort hatte ich grosse Geborgenheit und Liebe erfahren. Meine Oma wohnte mit ihren zwei Schwestern in einem riesigen Dreifamilien – Haus, mit grossem Garten. Gemüse, Obst, Kaninchen und Hühner versorgten uns auch trotz des Krieges bestens. Dieses herausgerissen Werden aus dem vertrauten Umfeld war sicher ein grosser Schock und ein sehr traumatisches Erlebnis für mich.

Warum mussten wir die Heimat der Mutter verlassen?

Mein Vater (Österreicher) erhielt während des Krieges eine Stelle als Richter und eine Wohnung in Radstadt. Diese mussten wir beziehen, da sonst die Gefahr bestand, dass wir sie wieder verlieren würden. Vater selbst war in Italien als Soldat im Einsatz und Ende des Krieges dort in Kriegsgefangenschaft geraten. Meine Mutter war, als sie ihre Heimat verlassen musste, 23 Jahre alt, hatte zwei kleine Kinder und war vollkommen fremd in Österreich. Ihr Mann war im Krieg und sie konhte nur hoffen, dass er diese letzten Zuckungen des Nazi – Regimes gut überstehen würde. Meine Mutter erzählte mir auch, dass sie nach dem Kriegsende öfter aus den Reihen – beim Anstellen für Lebensmittel – mit den Worten „du Reichsdeutsche, wegen dir ham ma den Krieg verloren“ gestossen wurde.

Die Österreicher waren, was Ihre Vergangenheitsbewältigung anging lange Jahrzehnte grosse Verdrängungskünstler. Ein ausgezeichneter dokumentarischer Film darüber namens Gebürtig, mit Peter Simonischek ist auf YouTube zu sehen:

Leider ist das Video nicht mehr auf You Tube verfügbar

Als mein Vater aus der Gefangenschaft nach Hause kam, wurde er, da die Amerkaner annahmen, er wäre bei der NSDAP gewesen mit einem Berufsverbot belegt. Die Richterstelle in Radstadt wurde daher an jemanden anderen vergeben. Erst als mein Vater nachweisen konnte, dass er nicht bei der Partei war, konnten wir unsere Wohnung  beziehen und Vater erhielt eine Stelle als Richter in Zell/See.

Als meine jüngere Schwester 1948 geboren wurde, konnte meine Oma sie 1949 (in diesem Jahr übersiedelten wir nach Braunau) nur über den Inn hinweg von meiner Mutter gezeigt bekommen, da ein Grenzübertritt von einer Zone (Schwarzwald – französisch) in die andere (Innviertel – amerikanisch) streng verboten war. Erst 1950 hat meine Mutter und auch ich ihre/meine Mutter/Oma wieder besuchen können. Wenn ich an all das denke, kommen mir heute noch die Tränen, was meine Mutter mitgemacht haben muss.

Wie erging es meinem Vater?

In meinen Meditationen durfte ich aber auch nachempfinden, wie es meinem Vater bei seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft ergangen sein muss. Voll Freude auf seine Frau und auf seine zwei Kinder wurde er zumindest von mir total abgelehnt. Er war fremd für mich und ich hatte Angst vor ihm, weil er mir (so dachte ich) die Mutter wegnehmen wollte. Sie war ja nach dem Verlassen meiner und ihrer alten Heimat mein einziger Halt. Wie musste er sich fühlen, wie sehr musste ihn diese Ablehnung schmerzen. Auch diesen Schmerz konnte ich in den Meditationen nachfühlen.

Ich habe mit meinem Vater – mit dem ich vollkommen versöhnt bin und an den ich mit grosser Liebe zurückdenke – einmal darüber gesprochen und auch er teilte meine Meinung, dass unser nicht immer konfliktfreies Verhältnis auch aus dieser damaligen Urangst resultieren könnte.

Wie wirkt die Meditation heilend?

Immer wieder steigen diese Bilder und die damit verbundenen Schmerzen aus den Tiefen meines Bewusstseins in letzter Zeit auf, aber ich merke, dass dieses nochmalige „durch den Schmerz gehen“ sehr heilend ist. Immer mehr kann ich diese Ereignisse ansehen ohne sofort in die Berührung zu kommen. Ein sicheres Zeichen für mich, dass Heilung geschieht.

Danke!

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